In München ist bekanntlich nicht nur im Oktober was los. Die Bayrische Hauptstadt erfreut sich neben dem alljährlichen Kirmes seit jeher auch über eine interessante Rap-Szene. Zu den jüngeren Vertretern gehören da beispielsweise
Doppel D. Im vergangenen Jahr haben sie mit ihrem Album "B-aya-N" von sich Reden gemacht. Denn die darauf zu hörenden Kopplung von hinterwäldlerischem Dialekt-Rap mit urban entschleunigtem
The-Cool-Kids-Präzisions-Sound klang trotz hörbarer Anleihen nach erfreulicher Innovation.
Unlängst hat das Trio mit "Vol. 3: Doppel D" den dritten Teil ihrer Demo Files, eine kleine Sammlung von angestautem Festplattenmaterial in neuem Mix-Gewand, zur kostenlosen Verfügung
ins Netz gestellt. Die stilechte Version in Audiokasettenform soll es ebenfalls bald geben.
Ebenso in "Minga" ansässig und mit Sinn für außergewöhnlichere Rap-Zugänge (Stoßrichtung: neuzeitliche Britische Bassmusik) versehen zeigt sich seit einigen Jahren
Lea-Won. Vor kurzem präsentierte er auf seiner Myspace-Seite "LEA-WON versus JOKER" ein interessantes Piratenprojekt in unfreiwilliger Zusammenarbeit mit Dubstep-Grime-Wonky-Hoffnung
Joker:
"ein un-gemixtes und nicht auf tape erscheinendes 'mixtape', im sinne davon, dass die musikalische untermalung nicht exklusiv und nicht von mir ist. Soundtechnisch selbst daheim aufgenommen, pseudo-"gemischt" (inklusive fetter übersteuerung) und von niemandem 'gemastert."
Der junge Münchner hat sich also ungefragt erlesene Beats aus Bristol genommen, seine Reime darauf gepackt und die entstandenen Tracks schließlich zum Download bereit gestellt. Die von ihm selbst vorab angesprochenen Holprigkeiten beim Sound sind natürlich hörbar, Lust auf weitere (und dann entsprechend ausgefeiltere) Projekte dieser Art machen die 12 Rough-Mix-Tracks trotzdem. Schließlich besitzt deutschsprachiger Grime bisher leider nur Seltenheitswert.
In der Zwischenzeit kann man sich ja der im Frühjahr veröffentlichten, von ihm und Defoos ausproduzierten EP "Farbe verleihen" widmen. Die gibt es
auch zum Nulltarif runterzuladen und nach all diesen hörenswerten Vorboten soll ein ganzes Album noch in diesem Jahr folgen. Auskopplungen wie "Fahrtwind" steigern derweil zurückgelehnt die Vorfreude.