Wot Do U Call It? Urban?

3/11/2010

Jenseits der Sweet Sixteen

Schon im zarten Alter von 12 Jahren verbrachte Dominique Young Unique ihre freie Zeit in Studioräumen. Genauer gesagt, in jenen von Yo!Majesty, nahe ihrer Heimat Tampa Bay (Florida). Dank ihrer Mutter, die mit Shunda von der Crew befreundet war, nahmen die beiden Female MCs die kleine Dom' unter ihre Fittiche. Bis sie dann fünf Jahre später selbst Furore gemacht hat.
Als noch 17-jähriger, hörbar zum Reimen in Höchstgeschwindigkeit begabter, Teenager versetzte sie mit den schwer Club-tauglichen Tracks "Hot Girl" und "Music Time" die Blogosphäre weltweit ins Schwärmen. Produziert von Hard Feelings alias David Alexander (Yo Majesty), legte sie eine kleine EP vor (via ARTJAM), welche die Erwartungen auf weitere Veröffentlichungen bis heute hoch hielt.

Unlängst wurde ein Videoclip zu ihrer Nummer "Show My Ass" publik gemacht. Zu hören gibt es wieder atemlos schnell gerotzte Reime zu wild arrangierten Beats.
Das vorliegende Drum-Setting gleicht einem digitalen Feuerwerk. Als solches baut es sich zunächst langsam mit aufgeregtem Geklatsche und schnödem Schlagwerk auf. Etwa ab der Hälfte mischen sich aber dann Electro-Bässe und Synthesizer dröhnend ein, um sich gegen Ende des Tracks in abwechselnden Melodien aufzulösen. Bis zum Finale hin wummert diese tanzwütige Wundertüte von einem Track dann nochmal gewaltig. "I'm doing this right", singt Dominique da mehrmals und behält schlichtweg Recht.

Nebelschwaden über London

London ist nicht unbedingt für sein sonniges Wetter bekannt. Dafür aber für eine Reihe sehr guter Rapper. Einer von ihnen hört auf den Namen Tranqill und hat dieser Tage seine Debüt-EP "The Hidden Treasures" (via One-Handed Music) veröffentlicht.
Zu seinem engen Freundeskreis zählt unter anderem auch der aus Washington kommende MC Oddisee. Seiner Einschätzung nach klingt Tranqill folgendermaßen:
When I hear Tranqill, I see the gritty north London streets he's from. His beats and style truly embody the grey skies that dominate the English forecast.
Zu dieser Beschreibung passt nun auch das unlängst ins Netz gestellte Video zu "Deadly Wintaz" (gratis via Bandcamp beziehbar). Besonders auch aufgrund der düster-sphärischen Sounds und den trockenen Drums.

Tranqill - Deadly Wintaz from One-Handed Music on Vimeo.


Nach einigen Feature-Auftritten auf diversen Oddisee-Produktionen, wird der Amerikaner im Gegenzug nun das gesamte kommende Album von Tranqill produzieren. Der Nebel beginnt sich zu verziehen.

Ob blond ob braun, er liebt alle Frau'n

Größere Aufmerksamkeit erhielt der humorbewusste Brite Skillit erstmals im Sommer 2009. Mit seinem zwingenden Track "Skeen" und dem dazugehörige Video hinterließ er charmante Spuren, die unweigerlich zu seiner damaligen EP "Talk of the Town" führen mussten.



Der gratis erhältliche, 12 Tracks umfassende Hip Hop-Lichtblick bestach neben diesem Ohrwurm mit einer Vielzahl gelungener Ironisierungen, äußerst respektablen Reimfertigkeiten inklusive. Eine davon war die zurückgelehnte Liebeserklärung "I Love Women".



Vor kurzem hat der komödiantisch talentierte MC unter dem Titel "I Love Women Part 2" eine Art Fortsetzung der obigen Huldigung veröffentlicht. Diesmal allerdings mit cineastisch geichtem Bollywood-Mitsing-Beat und eigens gedrehtem Video. Die Wartezeit auf ein - hoffentlich schon in der Produktions-Pipeline befindliches - Album, kann damit schmunzelnd überbrückt werden.

Stolperreime und Geldscheine

G FrSH aus dem Süden Londons steht noch ohne offiziellen Label-Vertrag inmitten der Britischen Grime-Szene. Verloren sieht er deshalb aber nicht aus. Im Gegenteil: ''His drive and efforts during his school life most definitely helped build his solid career and vast business sense.'' - steht da auf der Website des UCL-Absolventen zu lesen. Eben dieser Sinn fürs Geschäft hat unter anderem dazu geführt, dass der Marketingstratege neben einer eigenen Produkutions- bzw. Entertainmentfirma, gleich eine eigenes Modemarke („FrSH“) ins Leben gerufen hat.
Er selbst schmückt sich ja gerne mit Kopfbedeckungen aus tierischen Pelzen, was nicht selten unfreiwillig komisch aussieht. Seinem anderen Sinn, jenen für stolperndes Versmaß tut das natürlich keinen Abbruch.



Sein steter Veröffentlichungsrhythmus zelebriert seit 2004 angelsächsische Swagger-Ästhetik. Mittlerweile klingt das nach Synthesizer-lastige Hall-Hymnen, samt handelsüblicher Drum-Programmierung. Soweit der erste Eindruck. Mit seinem neuen Mixtape zeigt er sich vielseitig. Es trägt den Titel "Legoman - Where's my Brick" und kann gratis von seiner Website runtergeladen werden. Darauf befindlich sind, neben dem vielversprechenden "Intro", nämlich nicht bloß zutrauliche Club-Banger in Autotune-Chic, sondern durchaus auch eine Vielzahl rumpelnder Beat-Experimente, über die er abwechslungsreich rollt. Die meisten Produktionen stammen aus den Hit-verdächtigen Händen von Thy Maryan.
Stadtlich klingt das und angenehmerweise so gar nicht nach dem schnellen Geld. Auch wenn das vielzietierte paper inhaltlich mehrfach im Fokus steht.


Übrigens finden sich auf dieser Scheibe auch die ebenfalls bereits in Umlauf gebrachten Nummern "URGH", "Afar" und "Cheese".





Neues vom Trickser

Michel Gondry lässt wieder mal eine Großstadtkulisse zur farbenfrohen Spielwiese werden. Wie gewohnt, nähert sich der französische Altmeister des Musikvideoformats dem Ausgangsmaterial über einen bunt choreografierten Rhythmus an. Reduziert inszeniert, heißt die Inspirationsquelle seiner vielen kleinen Ideen diesmal ''Open Your Heart“ und kommt von Mia Doi Todd.
Als Vorbote zu ihrem nunmehr neunten Album, präsentiert die signifikant süßliche Soul-Stimme aus Los Angeles weich instrumentierten Bossa-Nova-Pop, der durch den Clip definitiv eine Aufwertung erfährt. Denn für sich genommen klingt der Song wenig mitreissend. Ein Glück aber, dass das Auge so gerne mitisst. Ganz zu schweigen vom treffsicheren Geschmack des Chef de Cuisine Gondry.

Mia Doi Todd "Open Your Heart" dir. Michel Gondry from Viewers Like You on Vimeo.

Fernab der Festspiele

Der in Französischer Sprache reimende Amenofils und der textgewaltige Dialektreimer Raptoar teilen sich nicht bloß die gemeinsame Homebase Salzburg. Darüberhinaus sind die beiden von nun an auch in einem gemeinsamen Video zu begutachten. "Mochtlos" heißt der schließlich verfilmte, druckvolle Track und stammt aus Debütalbum von Amenofils ("La Prophétie de Samarra"), das seit September 2009 erhältlich ist.



Gleichzeitig handelt es sich hiermit auch um den ersten offiziellen Musikclip aus dem Hause Duzz Down San, einem verheißungsvollen jungen Label, das ebenfalls in der Mozartstadt ihr Hauptquartier hat. Angesichts ihrer Vielzahl an originellen Künstlern, wird die aufstrebende Qualitätsschmiede wohl auch in Zukunft noch von sich hören lassen.

All jene, die sich der Kreativität Salzburger Subkulturen immer noch nicht bewusst sein sollten, sei exemplarisch dieses selbsterklärende Statement ans Herz gelegt. In Salzburg rollen eben nicht nur die Kugeln des alten Komponisten. Gut So!

Zähne zeigen beim Durchbeissen



2006 hatte Professor Green in seiner Single "Before I Die" noch verkündet, dass er unter anderem gerne seine angschrägten Zähne justieren möchte, bevor er das Zeitliche segnen müsse. Das aktuelle Video zu seiner neuen Single "I Need You Tonight (featuring Ed Drewett)" zeigt jedenfalls eindeutig, dass sich – dank der fabelhaften Welt der Zahnmedizin - mindestens dieser Wunsch bis dato erfüllen ließ.



Angefangen hat ja alles bei The Beats, dem einstigen Label von Mike Skinner. Als umtriebiger Freestyle-Battle-MC legte er sich die Bausteine für den dortigen Karrierehochsprung damals aber selbst. Mit großem Talent und dementsprechend großem Mundwerk ausgestattet, habe er nämlich, eigenen Angaben zufolge, 2005 bei einem großen britischen Freestyle-Events (siehe „JumpOff“) die Aufmerksamkeit von Herrn Skinner erregt. Infolgedessen absolvierte er dann nicht nur mehrere Konzerttermine gemeinsam mit The Streets oder den Mitchell Brothers, sondern erhielt außerdem Unterstützung bei seinen künftigen Veröffentlichungen.

Eine davon war 2006 die EP „Stereotypical Man“, mitsamt dem gleichnamige Track. Der Beat macht hörbar keinen Hehl daraus, wer hier die musikalischen Fäden in Händen hielt.



Bis zum Frühjahr 2008 war Professor Green schließlich mit The Beats geschäftlich verbunden. Seit Spätherbst 2009 steht er allerdings bei Virgin unter Vertrag.
Nächster halt Dentalklinik bzw. Mainstream. Denn für erweiterten Ruhm und beginnenden Reichtum haben außerdem die mit Lily Allen oder Dizzee Rascal absolvierten Touren gesorgt.



Ab dem 12. April diesen Jahres wird jedenfalls die Single "I Need You Tonight (featuring Ed Drewett)" offiziell zum Verkauf angeboten werden. Die Tatsache, dass der einladende Song ganz geschickt rund um ein Sample aus dem INXS-Gassenhauer ''Need You Tonight'' aufgebaut ist, dürfte das Budget von Pro' Green nicht nur in Hinblick auf weiterführende Zahnbehandlungen auffetten. Wer weiß, vielleicht denkt er ja bereits an ein veredeltes Gebiss frei nach Vorbild Lil' Wayne. Wie auch immer, Hauptsache er verbeisst sich nicht all zu sehr im Hit-Recycling. Denn zu viel Süßes fördert bekanntlich Karies im Mund (und möglicherweise auch lästig werdende Würmer in den Ohren).

3/10/2010

Avantgardistisches

Der Übergang zwischen gemächlichem Schlendern und zackigem Tänzeln kann ein sehr fließender sein. Das beweisen Team Avantgarde. Bisher sind die Berliner unter anderem für sphärische Synthesizerflächen und dezente hallenden Elektronica-Beats bekannt, über die reflektierende Sprachbilder und Großstadtgeschichten skizziert werden.

Team Avantgarde-Swing wie Al Caiola 2 from T.A on Vimeo.


Nach zweijähriger Studioarbeit kommt Anfang April nun ihr neues Album und damit die bereits 10. Veröffentlichung ihrer Label-Heimat Edit. „Paradox“ soll es heißen und verspricht – laut Myspace-Text – das Gegenteil von Fadesse. Zu derartigen Ankündigungen passt jedenfalls auch ein von ihnen unlängst veröffentlichtes Video bestens. MC Phase lässt hier seine nasale Stimme zu digitalem Flimmern und überraschend kräftigen Drums bzw. Bässen rollen. Außerdem betont er seine wandelbaren Reimfertigkeiten bei erhöhter Geschwindigkeit. Britische Bassmusik lässt grüßen. Besänftigender Grime könnte man auch dazu sagen. In jedem Fall klingt es sehr tanzbar und vielversprechend.

Untitled from T.A on Vimeo.



Hier die bereits kolportierte Tracklist:

Team Avantgarde - „Paradox“:

01. Intro
02. Paradox
03. Deinen Namen
04. Guck Mein Drumset feat. Gris
05. 30 M2
06. Escape
07. Mein Tag
08. Pollwinners feat.Justus & Boba Fettt
09. Geträumt - Aufgewacht
10. Sometimes feat. Gris,Amewu,Wakka und Dj Fiks
11. Konventionen
12. Wunderbare Jahre
13. Ich Will Dich Mit Niemandem Teilen
14. Payback
15. Fertig!
16. Tod - Leben


Für alle Freunde von MOR und Royal Bunker besonders erfreulich: Justus ist auch wieder mal zu hören. Dass dessen Zeilen ebenso gut zu den Beats von Produzent Zenit passen, haben schon Tracks wie dieser hier bewiesen:

3/05/2010

Primat der Zweckmäßigkeit

Dieser Track ist zwar nicht mehr ganz neu, aber dafür ein zweckmäßiger Hipster-Rap-Hit, der dabei helfen wird, diesen Blog wieder so ordentlich in Schwung zu bringen. Also: Sneaker enger schnüren, es kann gesprungen werden.



Chiddy Bang heißen diese beiden jungen Herren aus Philadelphia und unüberhörbar haben sie bei "Opposite of Adults" die erfolgreiche Single "Kids" von MGMT gesamplet.
Bisher ist ihrerseits eine gleichnamige EP und das Mixtape "Swelly Express" erschienen.
Momentan touren sie ausgiebig durch die USA, 2010 dürften sich die Zwei aber nochmal nachträglich ins Gespräch bringen. Schließlich steht ein Album in Aussicht und außerdem werden auch MGMT demnächst eine neue Auswahl an Sample-Vorlagen in die Läden stellen lassen.