Wot Do U Call It? Urban?

1/14/2010

New York, New York!

So oft das Phänomen New York in herzeigbaren Songs thematisiert wird, so oft flammt das Fernweh nach dieser sagenumwobenen Metropole auf. Hymnen, die für diese Großstadt geschrieben wurden, gibt es zwar viele, doch selten klingen sie so intelligent mitreissend wie diese hier.

The Boroughs (NY Anthem) Prod By Cyrus The Great from BECAUSEUS on Vimeo.

Hauptverantwortlich für diesen Banger zeichnet sich DJ Prince und gibt damit gleichzeitig erstmals einer breiten Öffentlichkeit zu verstehen, dass er nicht nur an der Seite von Skyzoo und anderen erfolgreich die Plattenteller bedienen, sondern auch mühelos klingende Raps vom Stapel lassen kann. Produziert wurde der Track übrigens gemeinsam mit Cyrus the Great.

In einem Interview gab DJ Prince zu verstehen, dass er seiner Stadt ihren verloren geglaubten Sound zurückbringen wollte.
I feel like the New York sound has left New York. The grittiness and grimy sounds of 90’s Hip-Hop is what Cyrus and I was trying to bring back. Even though allot of my music is abstract; I wanted to challenge myself in writing to up-tempo hard-hitting bangers.

Ihmzufolge sollen auch seine übrigen MC-Tracks vergleichbare Banger werden. Wir sind gespannt und vertreiben uns die Wartezeit derweil mit seinem Blog.

Apropos "grimy" - Ähnlich kraftvoll aufstampfende Drums verwandelte einst auch Dizzee Rascal für "Fix Up Look Sharp" und verwandelte sie in ein bahnbrechendes Getöse. Ein Track an den bei jeder guten Gelegenheit, wie dieser hier, bedenkenlos erinnert werden kann.



Genauer gesagt, bedienten sich beide, also Dizzee und Prince, bei ein und derselben Quelle. Nämlich dem amerikanischen Alt-Hardrocker Billy Squier und dessen Song "The Big Beat". Wohl nicht umsonst sang er damals "I got the big beat, you got it now".

1/13/2010

Liebesgrüße aus Amsterdam

Produzent Full Crate und Sänger Mar kommen beide aus Amsterdam und sind dort im erweiterten Umkreis von Hip Hop und Soul bereits seit längerer Zeit als Beats bauende Musiker aktiv. In Zusammenarbeit veröffentlichen sie Mitte Januar nun über das Kölner Label Melting Pot Music die gemeinsame 12'' EP "Conversations With Her". Unter den fünf Tracks befindet sich auch das zurückgelehnt mäandernde Soulstück "She Was Fly", das vor allem mit dem langsam verspielter werdenden Arrangement und dem gesäuselt applaudierten Finale besitcht. Hierzu steht übrigens seit bereits knapp einem Jahr ein Video im Internetz zur Besichtigung. Dieses besticht wiederum durch das weichgezeichnete Gesicht seiner Hauptdarstellerin und der vorbeifließenden Innenstadtlandschaft. Als ob man Sonntags in Amsterdam spazieren gehen oder jemandem dabei zusehen sehen würde...

Full Crate & Mar - She Was Fly from Full Crate on Vimeo.

Von Grime zu Bildungsauftrag

Grime MC Kano hat unlängst in Zusammenarbeit mit dem Britischen Erziehungsminister Ed Balls (Secretary of State for Children, Schools and Families; Labour Party) den Track "More Than One Way" und eine dazugehörige Fernsehwerbung veröffentlicht, um damit eine neue Bildungsinitiative der Regierung Brown zu bewerben.



Konkret geht es dabei um ein spezielles Diplom für 14 bis 19jährige, das eine akademische mit einer praktischen Ausbildungen verbinden soll. Genauere Informationen finden sich auf der Website des Ministeriums bzw. auf der Web-Präsenz des Projekts.

Die dort kolportierte Motivation von Kano, entspricht ganz dem Refrain des Tracks:

I want kids to know that there are different ways of succeeding. Studying the Diploma is one of them – but there are lots of other education routes and everyone needs to know what their options are so they can make the best choice for themselves.


Das klingt affirmativ und eingängig, so wie diese sanfte Produktion samt jugendlichem Chorgesang.

1/12/2010

Alte Helden sind umsonst

Der altbekannte Herr Guru (wir erinnern uns: gemeinsam mit DJ Premier einst das Standbein GangStarr gegründet und die Welt des Hip Hop geprägt) hat mit seinem Spielbein Jazzmatazz nun sein viertes Album "Jazzmatazz Vol. 4: The Hip Hop-Jazz Messenger" vollbracht und bietet es, vor lauter Altersmilde, gratis zum Download an: Jazz oder nie zugreifen.

Produziert hat wieder Solar, veröffentlicht wird es über das neu gegründete Label 7 Grand Records. Als Gäste sind darauf unter anderem Slum Village, Common, oder Damian Marley am Mikrofon zu hören.

Heimatfilme

Dass sich Hip Hop aus Österreich, anstatt bei der deutschen Schriftsprache, zunehmend bei verspielten Formen regionaler Dialekte bedient, ist mittlerweile ja mehr Regel als Ausnahme. Was sich seinerzeit im näheren Umfeld der oberösterreichischen Truppe Rückgrat und ihrer herben 2003er Single "Dreckige Rapz" konzentrierte, wurde nichtzuletzt dank dem Texta-Label Tontraeger Records (plus Umfeld, siehe Waxolutionists) relativ breitenwirksam salonfähig gemacht.





Aus "Slangdunk" wurde über die Jahre schließlich ein Sound, der sich die Bezeichnung "Slangsta" (Slang + Gangsta, eh kloa) auf die Fahnen heftete und seinen Niederschlag vor allem im 2006, von MOZ und Estie (Eklatant), gegründeten Label Twomorrow fand. Daraus entstand wiederum eine Sampler-Serie, deren dritte Ausgabe "Slangsta Paradise" seit Ende November 2009 erhältlich ist. Dialekt Rap und Dancehall gehen darauf abermals eine Synthie-lastige Symbiose ein, sich selbst doch nicht ganz zu ernst nehmendes Entertainment inklusive.



Vom ironisch unterfütterten Repräsentieren gelebter Regionalromantik zeugt auch die neue Single der jungen oberösterreichischen Formation Hinterland. Sie stehen bereits für eine neue Generation backfrischer Dialektdichter, die ihre Authentizitätsansprüche ebenfalls von ihrer sprachlichen Volksnähe ableiten und dabei sehr vielversprechend klingen.
Das Video zu ihrer kürzlich via Hillbilly erschienenen 12'' "Voixsmusik" macht diese gelungene Verquickung zwischen urban und urig bestens deutlich. Für den satt treibenden Synthie-Soul-Beat ist übrigens der bärtigen Mann auf der Rückbank (siehe Video), namentlich Kalifornia Kurt, verantwortlich.

"VOIXSMUSIK" Band: Hinterland from LasGafas Films on Vimeo.

Richtige Raps

Ende Januar diesen Jahres veröffentlichen die beiden Berliner Audio88 und Yassin ihr zweites gemeinsames Album. Konsequenterweise ist der Titel ihres neuen Werkes "Nochmal Zwei Herrengedeck, Bitte" an den der ersten Zusammenarbeit von 2008 ("Zwei Herrengedeck, bitte") angelehnt. Als Label dient abermals Analog Alpha.
Wie schon vor zwei Jahren, wird es wird es wohl wieder eine runde Handvoll Lieder zu hören geben, die vermeintlich keine sein wollen. Abstrakter und aus gängigen Reimschemata ausbrechender Rap, der gelegentlich auch an die düsteren Amerikaner Dälek erinnert.

Audio88&Yassin - Kein richtiges Lied from Yassin on Vimeo.

Die Tracklist zum neuen Werk lässst auch aufgrund der zahlreichen Gastauftritte artverwandter MCs entsprechend unrichtig klingendes erwarten. Features gibt es etwa mit Morlockk Dilemma, Hiob, Retrogott und Lunte (Sichtbeton).

Die zuletzt genannte Crew Sichtbeton (bestehend aus Wortspender Lunte und Musikmacher V.Raeter) haben unlängst ihr Album "Zurück" über das verbindende Label Spoken View veröffentlicht.
Umtriebigen Usern werden die beiden Experimentellen bereits dank ihrer Rap-Webisode "Samstag2015" bekannt sein. Wo sie im vergangenen Jahr über zwei Staffeln hinweg jeweils Samstag zur besagten Prime Time eine neue Folge in Form eines Tracks veröffentlichten. Ein, momentan pausierendes, ausgesprochen spannendes und gut funktionierendes Projekt. Auch ihr neuer Tonträger erscheint nicht minder empfehlenswert.